Als der Vogelbeerbaum
Die Blätter verloren
Flammte er rot
Ich wurde geboren(…)
Maria Zwetajewna
…vor vielen Jahren stand ich an einem kühlen Morgen in der Kathedrale in Reims in Frankreich. Über mir schien die kräftige Morgensonne durch die riesige Bleiglas- Fensterrose über dem Eingang und tauchte die ganze Kathedrale in ein Meer von lila-rot-türkisen Lichttönen. In dem farbigen Licht, vibrierend, körperlich wie aufgelöst und mit Gänsehaut empfing ich damals mein ganz persönliches Erwachen in die Leuchtkraft und Magie der Farben. Danach studierte ich die Kunst der Bleiverglasung und seither sind die Farben meine Geschwister, meine Führer und Lehrer geworden. Sie helfen mir, mich mit meiner Seele und all den vielschichtigen Aspekten des Lebens zu verbinden.
Immer wenn ich künstlerisch arbeite, überlasse ich mich ganz dem kreativen Prozess. Ohne vorher zu wissen, was da kommt, ohne Konzept im Kopf.
Ich liebe diese geronnenen Momentaufnahmen, sie sind überraschend, geheimnisvoll und so lebendig. Das Malen ist heute für mich wie ein fortwährender Liebesakt. Immer rauer und fragloser. Ich male mit Hingabe an das Unbekannte und an das geheimnisvolle Leuchten der Dinge.
Ich erlaube im Malprozess all meine Befindlichkeiten und Unsicherheiten und versuche hinzufühlen. Es ist da nicht nur ein freudvoller Flow und freier Fluss in Leichtigkeit. Es gilt auch, gerade als Frau, sich durch Jahrhunderte der Verbiegung und Verletzung hindurch zu malen. Doch dieser innere Ruf, die Schatten und Dämonen der Selbsttäuschung abzuwerfen und mich mit einer großen Sehnsucht an meine Essenz zu erinnern, lässt mich seither immer wilder und voller Hingabe an meinen Bildern arbeiten.
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Christine Mann 